Positive Formen des Umgangs mit Konflikten

Es gibt zwei Quellen, die uns zu diesem Teil des Seminars inspiriert haben: das Buch „Keine Angst vor Kritik“ von Barbara Berckhan und zunächst schwer verständliche Worte aus dem Neuem Testament.

Umgang mit Verletzungen

Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. (Die Bibel, Matthäus 18, 15-17)

Folgende Schritte nennt uns Jesus hier, wenn wir verletzt werden: – Gehe zum anderen hin – Sage ihm deutlich deine Meinung – Sage es ihm unter vier Augen – Es ist nicht deine Verantwortung, ob er auf Dich hört – und deswegen kannst du es ruhig und freundlich sagen – Wenn er nicht einlenkt, dann hole dir Hilfe und sage ihm deutlich die Meinung – wenn auch das nicht hilft, dann mache das Problem vor dem höchsten Gremium dieser Gruppe öffentlich (Klasse, Schulversammlung …)

Wie Sie andere Menschen kritisieren können, ohne sie zu verletzen.

Sorgen Sie dafür, dass sich die Kritik nicht bei ihnen aufstaut. Sprechen Sie das, was falsch gelaufen ist, bei nächster Gelegenheit an.
Führen Sie das Gespräch unter vier Augen.
Achten Sie darauf, dass Sie in einer gesammelten, klaren Verfassung sind und dass Ihr Gegenüber auch aufnahmefähig ist. Wenn Sie ärgerlich, geschockt oder in Eile sind, ist es schwer, sachlich und ruhig miteinander zu reden.
Bleiben Sie bei den Tatsachen. Beschreiben Sie präzise, was Ihrer Meinung nach falsch gelaufen ist.
Halten Sie keine langen Monologe, keine Grundsatzreden. Ein Gespräch ist keine Einbahnstraße. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner schnell zu Wort kommen.
Suchen Sie nach Lösungen für die Zukunft. Machen Sie konkrete Vorschläge und bitten Sie Ihren Gesprächspartner um Ideen. Ein wirksames Kritikgespräch ist nach vorne gerichtet. Es zielt auf Vereinbarungen und Verbesserungen ab.
Aus dem Buch von Barbara Berckhan: Keine Angst vor Kritik (Seite 31)

Berckhans Buch formuliert folgende Aussagen: Hören Sie endlich auf „Rabattmarken zu sammeln“ und Ihren Ärger so lange aufzustauen, bis er bei einem kleinen und nichtigen Anlaß explodiert. Wenn jemand Sie verletzt, gehen Sie direkt zu ihm hin und sagen es ihm klar, aber freundlich und unter vier Augen.

Wir sind uns nicht mehr sicher, welche Worte wir als erstes in diesem Zusammenhang wahrgenommen haben. Sicher ist, dass die Worte Jesu und das Buch von Berckhan in uns eine fruchtbare Mischung gegeben haben.

 

(c) Andreas Franke | photocase.de

Sage klar Deine Meinung!

Zunächst einmal haben wir verstanden, dass ein christlicher Umgang mit Konflikten eben nicht darin besteht, um jeden Preis nachzugeben und sozusagen als der Schwächere darzustehen, sondern dass es darum geht klar und deutlich seine Meinung zu formulieren. Das ist gar nicht so erstaunlich, wenn man sich die Alternativen dazu ansieht.

Was passiert in einem Konflikt: Jemand begeht ein Unrecht an uns, sei es ein Kleines oder ein Großes und wir bringen eben nicht den Mut, dieses Unrecht anzusprechen. Stattdessen sammeln wir all die Ungerechtigkeiten in uns an, bis wir es nicht mehr aushalten, das Faß überläuft oder das Rabattmarkenheft voll ist. Aber auch das ist noch nicht einmal das häufigste Verhalten: Normalerweise gehen wir zu jemand anderen und lästern über jene Person. Mit jedem Anlaß wird mehr und mehr eine echte Begegnung zum anderen unmöglich und wir machen diese Begegnung auch für die anderen unmöglich.

Ist eine Gruppe von Menschen lange genug zusammen, so ist diese Gemeinschaft irgendwann tot und die Begegnungen finden allenfalls auf eine höfliche Weise statt. Weil es das Anliegen Jesu ist, echte Gemeinschaften und Begegnungen zu schaffen, deswegen fordert er uns auf, Konflikte direkt anzusprechen!

Sage es freundlich

Noch mehr haben wir auf diesem Weg verstanden: Man muss sich in einem Konflikt nicht durchsetzen. Man sagt klar und deutlich seine Meinung und wenn der andere nicht hört, ist meine Aufgabe erst einmal erledigt. Ich gehe zu Verbündeten und wiederhole wiederum klar und freundlich meine Meinung und selbst hier, muss ich mich nicht durchsetzen, sondern weiß, dass es noch eine weitere Stufe gibt.

Diese Vorgehensweise gibt eine Gelassenheit. Ich muss nicht zittern und bibbern, ob ich verstanden werde. Ich muss mir auch nicht „Mut antrinken“ und brauche auch nicht aggressiv zu werden. Ich kann einfach sagen, was ich will. Und wenn es mir gelingt dies in einer freundlichen Weise zu tun, so werde ich sicher leichter gehört und verstanden, als wenn ich voller Wut meinen Frust ablade.

(c) Andreas Franke | photocase.de
(c) Andreas Franke | photocase.de

Sage es unter vier Augen

Das letzte dabei ist fast eine Geheimwaffe: Wenn man jemand kritisiert, dann soll man ihm das unter vier Augen sagen. In einigen Kulturen ist es eine Schande vor anderen bloß gestellt zu werden. Der andere muss sich auf jeden Fall verteidigen, auch wenn er im Grunde einsieht, dass er im Unrecht ist. Auch in der eher deutschen Kultur bewirkt ein Kritisieren vor anderen, dass man sich verteidigen muss, um der anderen willen. Man inszeniert ein Theater, nur um vor den anderen gut dazu stehen.

Die rechte Wange hinhalten?

Übrigens ist auch die Forderung Jesu in der Bergpredigt die linke Wange hinzuhalten, wenn man uns auf die rechte schlägt, keine Aufforderung immer nachzugeben. So schreibt es jedenfalls Walter Wink in dem herausragenden Buch „The Powers that be“. In seinem Buch wie Gewaltlosigkeit gelingen kann, schreibt er wie diese Haltung die ganze Brutalität des Unrechts bloß stellt und überwindet. Martin Luther King hat dieses auf eine erfolgreiche Weise umgesetzt.
Das Buch gibt es leider nur auf Englisch. Zitiert werden diese Gedanken im Buch von Brian McLaren: Die geheime Botschaft von Jesus.

Unter vier Augen

Aus einem lehrreichen Spiegelartikel:

Saad: Ja, in unserer Kultur ist der Respekt vor dem Alter viel größer als in Deutschland. Als Lehrer ist man sehr angesehen. Das kann die Schule hier nicht vermitteln, die Autorität fehlt. Ich habe Lehrer erlebt, die einem Schüler im Unterricht sagen: „Wenn du das noch mal tust, fliegst du aus dem Unterricht.“ Der Junge tut es wieder. Er weiß, der Lehrer setzt sich nicht durch.

SPIEGEL ONLINE: Was müsste er denn tun?

Saad: Ich weiß von mir früher: Wenn ein Lehrer mich ausgeschimpft hat vor der Klasse, bin ich nicht ruhig geblieben. Ich kann ja nicht vor der gesamten Klasse nachgeben. Anschließend habe ich mich beim Lehrer entschuldigt, aber nicht vor der Klasse. Das habe ich versucht, einer Lehrerin zu erklären: Nehmen Sie den Schüler raus aus der Klasse, vor die Tür. Drei, vier kurze Sätze, was nun ist, dann gehen Sie wieder rein. Dann weiß er, dass Sie ihn respektieren. Den Respekt gibt er Ihnen zurück. Und: kein Anschreien. Ich lass mich auch von niemandem anschreien.

 

Stundenentwürfe

Konflikttraining Förderschule Neumünster

Stundenentwurf Teil 3 Stunde 1. Entwurf ab Klasse 5, Förderschule
Stundenentwurf Teil 3 Stunde 2. Entwurf ab Klasse 5, Förderschule (folgt in Kürze)
Stundenentwurf Teil 3 Stunde 3. Entwurf ab Klasse 5, Förderschule

Konflikttraining Hauptschule Neumünster

Stundenentwurf Teil 3. Entwurf für 8. Klasse, Hauptschule

Konflikttraining Gesamtschule Greifswald

Entwurf für 8. Klasse, Teil 3 Gesamtschule
Handout für Schüler (Alle Teile des Seminars)

Download als jeweils als PDF-Datei.

Haben Sie diesen Teil auf eine andere Weise umgesetzt?
Senden Sie uns bitte Ihre Entwürfe!