Was ist ein Streitschlichter?

(c) Gerti G | photocase.deMan kann die Latte für einen Streitschlichter sehr hoch hängen. Man kann von ihm fordern, dass er sehr beherrscht ist, dass er sich sehr professionell in die Lage der Streitparteien versetzt und anspruchsvolle Gesprächstechniken einsetzt, um die Kontrahenten wieder zu versöhnen. Wir denken, dass die meisten Menschen damit überfordert wären. Umso mehr noch junge Schüler.

Der Grundgedanke unseres Konflikttrainings ist, dass man eine Verletzung oder eine Kränkung am besten dann aus der Welt bringt, wenn man sie direkt anspricht. Nicht mehr wollen wir vom Streitschlichter erwarten, als dass er die Streitenden ermutigt miteinander zu reden.

In diesem Teil des Seminares, das wir für 12 Schüler aus verschiedenen Klassen an einem Wochenende durchgeführt haben, wiederholen wir zunächst kurz die Inhalte des bisherigen Konfliktseminars. In einem kurzem Anspiel überzeichnen wir dann das Bild eines Streitschlichters, der alles falsch macht: Der sich als der große Alles-Könner darstellt und meint, er könne jeden Streit lösen. Im Anschluß erarbeiten wir dann mit den Schülern, wie ein Streitschlichter handeln kann.

Und etwas geben wir den Schülern noch mit auf dem Weg, um einen Konflikt zu schlichten. Wir zeigen ihnen, wie wirksam es ist, wenn man Verständnis zeigt für die (brodelnden) Gefühle.

Vielleicht ist es Ihnen, dass auch schon aufgefallen: Manchmal müssen Menschen sich einfach Luft machen und sie reden und reden und sie regen sich solange auf, bis jemand endlich Verständnis zeigt für seine Gefühle. Das bedeutet ja nicht, dass man jemanden recht gibt, aber es hilft, wenn man jemanden zeigt, dass man seinen Ärger, seine Wut oder seine Angst verstehen kann. Vielleicht ist das gar nicht so viel anders wie mit kleinen Kindern, die in dem Moment aufhören zu weinen, wenn man den Schmerz „wegpustet“.

Wir sind sicher, dass der eine oder andere Streit schon in diesem Moment abgekühlt ist, wenn der Streitschlichter Verständnis für die Gefühle des Streitenden zeigt.